Mathias Renner
Community Manager CIVITAS/CORE

Gewinner in der Kategorie „Transformation“

Im Gespräch mit Mathias Renner von Civitas Connect e.V.

1. Was bedeutet die Auszeichnung beim Open Source Wettbewerb für Sie und Ihr Team?

Die Auszeichnung ist für uns eine große Anerkennung der jahrelangen intensiven Zusammenarbeit unserer CIVITAS/CORE-Community aus Kommunen, Stadtwerken und kommunalen IT-Dienstleistern. Sie zeigt, dass offene, gemeinschaftlich entwickelte digitale Infrastruktur im öffentlichen Sektor nicht nur möglich, sondern hochwirksam ist und bundesweit als Vorbild wahrgenommen wird.

2. Können Sie Ihr Projekt kurz vorstellen?

CIVITAS/CORE ist eine offene, modulare und herstellerunabhängige urbane Datenplattform, die gemeinsam von Kommunen und kommunalen Unternehmen für den öffentlichen Sektor entwickelt wird. CIVITAS/CORE ist so konzipiert, dass es sich an die spezifischen Bedürfnisse einer Stadt oder Region anpassen und erweitern lässt. Er schafft damit eine interoperable Grundlage für sämtliche kommunale Datenprozesse und sichert dabei die digitale Souveränität auf kommunaler Ebene. Die Besonderheit: CIVITAS/CORE wird vollständig unter kommunaler Governance weiterentwickelt und vollständig offen bereitgestellt.

3. Läuft das Projekt aktuell noch?

Ja, CIVITAS/CORE befindet sich in aktiver Weiterentwicklung und wächst kontinuierlich. Die Community wird immer größer, und die Anforderungen aus der Praxis fließen fortlaufend in die Entwicklungsprozesse ein.

4. Wie ist der derzeitige Stand?

2025 wurden umfangreiche Weiterentwicklungen angestoßen. So entsteht derzeit aus kommunaler Entwicklungsgemeinschaft heraus der CIVITAS/CORE 2.0 mit einem Entwicklungsbudget von knapp 3,5 Mio Euro. Mit dieser neuen Version erhalten Nutzer deutlich umfangreichere Funktionen im Vergleich zur 2024 veröffentlichten Version 1. Gleichzeitig unter der Flagge von Civitas Connect e. V. eine eigene Vereinsabteilung für den CIVITAS/CORE und die CIVITAS/CORE-Community geschaffen, um die nachhaltige Weiterentwicklung und Qualitätssicherung sicherzustellen.

5. Welche Herausforderungen haben Sie bei der Umsetzung gemeistert?

Bei der Entwicklung von CIVITAS/CORE mussten wir sowohl technologische als auch formell-organisatorische Herausforderungen bewältigen. Eine zentrale Herausforderung ist und bleibt die Integration in sehr unterschiedliche kommunale IT-Landschaften, die von proprietären Systemen bis hin zu historisch gewachsenen Insellösungen reichen. Um hier Anschlussfähigkeit zu schaffen, brauchte es klare Architekturen, offene Schnittstellen und ein gemeinsames Verständnis über technische Mindestanforderungen.
Ebenso anspruchsvoll ist die Sicherstellung echter Interoperabilität – also der Fähigkeit, Daten und Dienste über Organisations- und Systemgrenzen hinweg nahtlos austauschen zu können. Interoperabilität entsteht nicht automatisch durch Open Source, sondern nur durch konsequente Standardisierung und gemeinsame Governance.
Eine weitere große Aufgabe war die Etablierung einer funktionierenden Open-Source-Governance. Für ein gemeinschaftlich entwickeltes Infrastrukturprojekt braucht es verbindliche Prozesse für Anforderungsmanagement, Architekturentscheidungen, Qualitätssicherung und Release-Planung. Diese Strukturen aufzubauen und über viele Organisationen hinweg zu verankern, war ein zentraler Erfolgsfaktor.
Schließlich mussten wir Wege finden, Betrieb und Weiterentwicklung langfristig abzusichern, damit CIVITAS/CORE nicht nur entwickelt, sondern dauerhaft stabil, sicher und zukunftsfähig betrieben werden kann. Gerade die Governance, also eine echte kommunale Steuerung statt Herstellerabhängigkeit, hat sich dabei als entscheidend erwiesen. Nur durch eine starke, gemeinschaftlich getragene Governance bleibt die Plattform langfristig offen, interoperabel und an den Bedarfen der Kommunen ausgerichtet. 

6. Sind bereits nächste Schritte geplant?

Ja. Die laufende Umsetzung von CORE 2.0 bildet den Startpunkt für eine noch skalierbarere und stärker standardisierte Plattform. Parallel werden Schnittstellenstandards weiter ausgebaut, einheitliche Datenmodelle entwickelt und das Onboarding neuer Kommunen optimiert.

7. Welche Weiterentwicklungen oder zukünftigen Vorhaben stehen an?

Nach der Veröffentlichung der neuen Version 2 von CIVIAS/CORE im Frühjahr nächsten Jahres wird der Fokus auf dem Ausbau standardisierter Datenmodelle für verschiedenste Anwendungsfälle im kommunalen Sektor und damit der Nutzbarmachung von übertragbaren Use-Cases für den CIVITAS/CORE liegen. Denn die Mehrwerte entstehen nicht durch die Existenz einer urbanen Datenplattform, sondern durch die Anwendungsfälle, die auf deren Basis umgesetzt werden.

8. Kann die Öffentlichkeit Ihr Projekt unterstützen?

Ja – insbesondere durch Feedback, Mitgestaltung und weitere reale Praxisanwendungen. CIVITAS/CORE lebt davon, dass Kommunen und öffentliche Unternehmen ihre Bedarfe einbringen und die Plattform in realen Szenarien erproben. Dabei sind nicht nur Mitglieder der CIVITAS/CORE-Community gefragt, sondern auch Nutzer außerhalb des Vereins und Dienstleister, die Leistungen rund um den CIVITAS/CORE entwickeln. Mit einem regelmäßigen „Open Community Call“ richten wir uns bewusst auch an externe Akteure, die Feedback einbringen oder Informationen erhalten möchten.

9. Wie kann die Community Ihr Projekt unterstützen?

Die Community kann insbesondere beitragen durch aktive Beteiligung an Diskussionen, Pull Requests und Testing sowie durch die Bereitstellung kommunaler Use Cases. Grundsätzlich gilt: Je mehr Akteure den CIVITAS/CORE (ob in oder außerhalb der Vereins) nutzen und sich beteiligen, desto resilienter, interoperabler und nachhaltiger wird die Plattform.